Damit Maschinen und Anlagen überhaupt hergestellt werden können (also entwickelt, konstruiert, gefertigt, montiert und in Betrieb genommen werden), wird ein übergeordneter Ordnungsrahmen benötigt. Diesen Ordnungsrahmen nennen wir Produktarchitektur.
Die Aufgabe der Produktarchitektur ist die Produkt-Formalisierung, bei der sowohl disziplinübergreifend (mechatronisch) als auch disziplinspezifisch (z.B. in der Mechanik, Elektrik, Fluidik, Software) Geschäftsobjekte definiert werden, die:
- klassifiziert sind (zu einem Typ gehören und eine bestimmte Menge an beschreibenden Eigenschaften haben)
- Kompositionen bilden (zu einander in einer "ist Bestandteil von" Beziehung stehen)
- verlinkt sind (zueinander in einer "sich kennen" Beziehung stehen)
und somit ein Produkt-Datenmodell aufstellen, das die Basis für eine durchgängige mechatronische Betrachtung bietet.

So ist beispielsweise die Beziehung zwischen der Markt-/Kundensicht (der geforderten Funktionen) und der internen Unternehmenssicht (der eingesetzten Komponenten/Bauteilen) eine der vielen Beziehungen innerhalb der Produktarchitektur.
Nachdem diese Beziehung formal beschrieben ist und deren Semantik bei allen Beteiligten in den mechatronischen Teams verstanden wurde, ist ein Informationsgewinn aus dem Datenmodell enorm. Somit können auf Knopfdruck prozessrelevante Fragen beantwortet, sowie passende Daten und Unterlagen aus den Autoren-Systemen generisch ausgeleitet werden.
Die Schaffung der Produktarchitektur ist für eine mechatronische Zusammenarbeit und Handhabung der EDV-Hilfsmittel unumgänglich. Ein wirklich effizienter Einsatz der Software ist in den Entwicklungs- und Auftragsbearbeitungsprozessen der Unternehmen erst möglich, wenn eine saubere, durchdachte und für alle Beteiligten klare Produktarchitektur, vorhanden ist.
Insbesondere im Engineering von Maschinen und Anlagen (Planung/Entwicklung/Konstruktion) spielt die Produktarchitektur eine zentrale Rolle. Gerade an dieser Stelle des Produktentstehungsprozesses wird der Großteil aller Produkteigenschaften und Kosten festgelegt und somit die entscheidenden Weichen für ein nachhaltiges Produkt-/Variantenmanagement gelegt.